Nach einer verspäteten Ankunft um 7 Uhr morgens stiegen wir aus dem Nachtbus und wurden sofort von der drückenden Hitze Bangkoks empfangen – als hätten wir die Stadt nie verlassen. Müde, aber gespannt auf die nächsten zwei Tage, ließen wir unser Gepäck im Hotel, da unser Zimmer noch nicht bereit war. Eine schnelle Dusche war aber möglich, und dabei trafen wir auf Lynn, eine deutsche Reisende, mit der wir uns über unsere bisherigen Erlebnisse in Thailand austauschten. Frisch geduscht und voller Energie machten wir uns auf den Weg zum Frühstück, immer der Nase und den Google Bewertungen nach . Zehn Minuten Fußweg später fanden wir das versteckte Café mit 5-Sterne-Bewertung in einem Hinterhof von Bangkoks Gassen – und siehe da, wer saß da schon, als wir das Café betraten? Lynn, die ebenfalls den Bewertungen gefolgt war. Als wir unsere Erdnuss-Smoothie-Bowl verspeisten, philosphierten wir darüber, dass das mit den Google Bewertungen wohl ein typisch deutsches Ding war…

Unser Plan für den Tag war klar: Den Grand Palace besichtigen, den wir am Anfang unserer Reise wegen des verspäteten Tuk Tuk Scams verpasst hatten. Doch so einfach, wie wir uns das mit dem Grand Palace vorgestellt hatten, war es nicht: Die strikte Kleiderordnung machte uns einen Strich durch die Rechnung. Demnach waren unsere bisherigen Tempel Outfits, die in allen Tempeln der vierwöchigen Thailandreise genehmigt wurden – Leslie mit einem Schal zum Bedecken und Lars in kurzer Hose – scheinbar für das Wahrzeichen Bangkoks nicht genehmigt. Somit waren wir auf die zahlreichen Bauchladen-Verkäufer angewiesen, die vor dem Grand Palace nur auf die abgewiesenen Touristen warteten, um ihre Kleidung zum Bedecken zu verkaufen. Leslie kaufte sich ein Langarmshirt, und Lars kam nicht darum herum, nachdem er sich vier Wochen erfolgreich gewehrt hatte, die berühmt berüchtigte Elefantenhose zu kaufen, an der man schon aus hundert Metern Entfernung einen Thailand-Tourist erkennt. Nachdem wir uns diesen modischen Vorgaben angepasst hatten, betraten wir den Emerald Temple und den Grand Palace. In der prallen Hitze kämpfen wir uns durch die Touristenmasse, die zur gleichen Zeit die Hauptattraktion besichtigten, und nach einigen Malen Schuhe aus- und anziehen, ein paar Fotos und einem kurzen Regenschauer verließen wir das Wahrzeichen Bangkoks wieder. Der Grand Palace hatte uns zwar modisch herausgefordert, aber am Ende konnten weder die Elefantenhose noch die Touristenmassen unseren Besuch trüben – auch wenn uns der entspannte Charme des Wat Pho Klosters neben dem Grand Palace, das wir zu Beginn unserer Reise besucht hatten, letztlich besser in Erinnerung blieb.



Der Nachmittag führte uns zum Chatuchak-Wochenendmarkt – dem größten Markt Thailands, ein riesiges Labyrinth von Ständen, das überwältigend wirkte. Nach drei Stunden hatten wir noch nicht einmal ein Viertel der Marktstände abgehakt! Wir kauften Gewürze und genossen typisch thailändisches Pad Thai zum Mittagessen, gefolgt von einem erfrischendem Kokoseis mit exotischen Früchten wie Papaya und Mango Steam – einfach himmlisch! Auf dem Rückweg wollten wir eigentlich ein Grab-Taxi nehmen, doch am Ausgang des Marktes stand eine riesige Schlange von Tuk-Tuks. Neugierig fragten wir nach den Preisen, aber sie waren fast doppelt so teuer wie Grab. Also verabschiedeten wir uns höflich und liefen weiter, um in Ruhe unser Grab zu bestellen. In der Mitte der Tuk-Tuk-Reihe bot uns ein Fahrer zwar einen günstigeren Preis an, doch immer noch teurer als unser ursprünglicher Plan, also lehnten wir erneut ab. Kurz bevor wir die Schlange hinter uns ließen, rief uns plötzlich der letzte Tuk-Tuk-Fahrer der Reihe zu: „Khao San Road, 200 Baht!“ Wir waren verblüfft – woher wusste er, wohin wir wollten? Und dann auch noch zum gleichen Preis wie Grab! Der Fahrer grinste uns nur verschmitzt an und erklärte, dass sein Kollege ihn angerufen hatte. Letztlich nahmen wir das Angebot an, stiegen ins Tuk-Tuk und konnten uns ein Grinsen nicht verkneifen. Anscheinend hatten die Tuk-Tuk-Fahrer ihre eigene stille Kommunikation, um sicherzugehen, dass sie uns am Ende doch noch erwischten. Es war clever, und irgendwie mussten wir ihnen dafür Anerkennung zollen. Am Ende kamen wir nicht nur günstig, sondern auch ziemlich amüsiert zu unserer Unterkunft.


Nachdem wir uns unsere letzte Massage in Thailand gegönnt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Abendessen mit Hannah und Toni, die zur gleichen Zeit wie wir in Bangkok waren. Bei leckerem Thai-Food tauschten wir Reiseerfahrungen aus, und Leslie probierte das ersten Mal die traditionelle Kokosnuss-Suppe. Obwohl diese sehr lecker war, entpuppte sie sich als heimtückisch, denn nach dem Essen ging es ihr plötzlich nicht so gut. Oh nein, traf uns der asiatische Essensfluch wirklich noch am letzten Tag unserer Thailandreise?! Wir verschoben den geplanten Abschluss in einer Rooftop Bar auf den nächsten Tag und machten uns schnell auf den Heimweg. Zum Glück war die Übelkeit am nächsten Morgen wieder verschwunden.

Den letzten Tag unserer Thailandreise starteten wir nochmals im gleichen Frühstückslokal, und Lars verspeiste hungrig gleich zwei Erdnuss-Bowls, da sie ihm so gut schmeckten – somit waren wir bereit für den Tag! Heute wollten wir die Shoppingmeile Bangkoks unsicher machen. Wir machten uns auf den Weg zum MBK Shopping Center, ein Kaufhaus voller Fake-Schuhen und Klamotten von Adidas, Nike und The North Face. Wir ließen uns vom bunten Trubel des Kaufhauses treiben und schlenderten anschließend entlang des Siam Squares. Nach all dem Shopping-Trubel brauchten wir eine Pause und fuhren mit dem Sky Train – der wie immer einem Gefrierschrank gleichte – zur grünen Lunge Bangkoks, dem Lumphini Park. Dort saßen die Thais unter den schattigen Bäumen, spielten Karten und entflohen so der Mittagshitze. Wir konnten sogar ein paar riesige Eidechsen beobachten, die sich im See des Parks erfrischten.




Um die Mittagszeit kehrte wir zu unserer Unterkunft zurück, um das letzte Mal unsere Wäsche im Waschsalon abzuholen. Danach machten wir uns auf den Weg zum Luxus Einkaufszentrum „Iconsiam“, das durch eine einzigartige Architektur und Dekoration – sogar auf den Toiletten – beeindruckte. Nach einer halben Stunde Suche im Shopping-Wirrwarr trafen wir auf Hannah und Thoni, aßen zusammen ein leckeres Schoko Croissant und fuhren dann ein paar Stockwerke nach oben, um auf der wunderschönen Aussichtsterasse des prunkvollen Apple Stores die Aussicht über die Skyline Bangkoks zu genießen und ein paar Fotos zu machen. Anschließend gönnte sich Lars den wohl teuersten Espresso Thailands – für umgerechnet ganze 3,50 Euro – bei der Luxusmarke %, bevor wir uns auf den Weg zum Anlegesteg machten. Dort kauften wir für einen Euro pro Person ein Bootsticket, um den Sonnenuntergang vom Wasser aus genießen zu können. Anscheinend hatten wir nicht als einzige die Idee, den Sonnenuntergang vom Wasser aus zu bewundern – das Boot war bis auf den letzten Platz gefüllt. Trotzdem verlieh die warme Abendstimmung, mit Bangkok im Hintergrund und dem leichten Wellengang, der Szene etwas Magisches. Alles wäre perfekt gewesen, wäre da nicht die riesige Wolke gewesen, die sich genau vor die untergehende Sonne schob. Aber auch das tat der Atmosphäre keinen Abbruch, es passte irgendwie zu unserem Tag: Ein kleiner Fail gehört einfach dazu. Und der nächste ließ nicht lange auf sich warten. Geplant war, bis zur Endstation zu fahren, aber in der mystischen Abendstimmung verloren, verpassten wir prompt unseren Ausstieg. Plötzlich waren wir wieder auf dem Rückweg, und die Frage war: Was jetzt? In einer Mischung aus Unschuldsmiene und Abenteuerlust versuchten wir, der Kontrolleurin auszuweichen, um wenigstens bis zur nächsten Station unerkannt weiterfahren zu können. Als wir dann endlich von Bord gingen, mussten wir über uns selbst lachen.



Nach einem aufregenden Tag kehrten wir zum Abendessen in ein traditionell thailändisches Restaurant in der belebten Umgebung des Siam Square ein. Das Restaurant passte perfekt ins chaotisch-schöne Bangkok: man musste mitten durch die Küche laufen, um zur Toilette zu gelangen – solche außergewöhnlichen Momente würden uns definitiv fehlen. Zum Abschluss des Abends besuchten wir die Rooftop-Bar „Paradise Lost“, in der wir fast die einzigen Gäste waren. Bei spektakulärer Aussicht über die nächtliche Skyline Bangkoks bestellten wir Cocktails und einen Nachtisch. Als die Kellnerin mit unseren Drinks ankam, brachte sie scharfe Erdnüsse als Snack und eine verschlossene Dose mit dem Kommentar: „If you wanna try, traditional Thai food!“. Neugierig schauten wir hinein und wussten nicht, ob wir lachen oder weinen sollten – darin lagen gebratene Maden und Heuschrecken! Natürlich ließ sich niemand die Gelegenheit entgehen, diese „Mutprobe“ anzunehmen. Während Leslie sich drückte, wagten Lars, Toni und schließlich auch Hannah den Schritt. Mutprobe bestanden! Nach diesem lustigen Abschluss verabschiedeten wir uns von Hannah und Toni, sprangen in ein Taxi und packten im Hostel schnell unsere Rucksäcke zusammen. Schließlich hatten wir nur noch vier Stunden Schlaf, bis der Wecker klingelte.




Pünktlich um 5 Uhr standen wir mit unserem Backpack in der Hostel Lobby, wo wir auf Lynn trafen, mit der wir uns das Taxi zum Flughafen teilten, da sie zufällig zur gleichen Zeit flog. Unser Grab kam an, und uns erwartete das kleinste Auto, das wir in ganz Thailand gesehen hatten. „Very small car“, grinste uns der gut gelaunte Taxi-Fahrer an und quetschte mit all seiner Kraft und Tetris-Künsten uns mitsamt unserer drei Backpacks ins Auto. Nun konnte die lustige Fahrt zum Flughafen beginnen! Doch erstaunlicherweise hielt sich der typische Bangkok Verkehr in Grenzen, und wir waren aufgrund unseres eingeplanten Zeitpuffers viel zu früh am Flughafen. Somit hatten wir viel Zeit für ein gemütliches Frühstück, bei dem wir unser vierwöchiges Bangkok Abenteuer Revue passieren ließen. Wir lachten über unsere chaotischen Tuk-Tuk-Fahrten und erinnerten uns an die unvergesslichen Tempelbesuche und die köstlichen Gerichte, die wir probiert hatten. Während unser Flugzeug in den Himmel abhob, wussten wir, dass die Erinnerungen an diese Abenteuer für immer einen besonderen Platz in unseren Herzen einnehmen würden. So schlossen wir das Kapitel dieser Reise und waren bereit für das nächste Abenteuer. Thailand, du wirst uns fehlen!


