Nach vielen kleinen Abenteuern stand für uns dieses Jahr wieder ein großes in Südostasien auf der Liste. Genau ein Jahr nach den unglaublich vielseitigen Eindrücken in Vietnam und Kambodscha ging es diesen September nach Thailand.
Während Leslie die vierwöchige Reise im Vorfeld immer wieder durchplanen wollte, konnte sie durch die sehr positiven Spontan-Buchen-Erfahrungen aus dem Vorjahr in Vietnam von Lars überzeugt werden, nur die erste Unterkunft in Bangkok zu buchen und den Rest Stück für Stück vor Ort zu entscheiden. Somit war außer Hin- und Rückflug und drei Nächten Hotel alles dem Zufall und einer Mischung aus Leslies Reiseführer-Know-How und Lars‘ Gelassenheit überlassen.
Den Flug mit Etihad Airlines, mit Zwischenstopp in Abu Dhabi, verbrachten wir abwechselnd mit Essen (sehr gutem Essen), Schlafen und Filme schauen. Im beeindruckenden Flughafen von Abu Dhabi absolvierte Lars nach deutscher Zeit um 4 Uhr morgens eine zweistündige Jonglage-Session, während Leslie fleißig noch ein paar Stunden arbeitete. Nach insgesamt 17 Stunden Anreise war es dann wieder soweit – wir standen mit zwei prall gefüllten Backpacks mitten im Gewusel von Bangkok.



Unser Gepäck konnten wir im Vergleich zum letzten Jahr um mehrere Kilos und einen ganzen Handgepäckrucksack reduzieren, was allerdings nichts an der Tatsache änderte, dass uns der erste fünfminütige Abendspaziergang zur Taxistation ganz schön ins Schwitzen brachte. Es könnte aber auch an den schwülen 30 Grad zwischen sehr vielen Menschen und Taxis gelegen haben. Geduldig warteten wir 30 Minuten auf unser Taxi, um dann schweißgebadet in eine Gefriertruhe zu steigen. Für das Problem mit dem hohen Kontrast zwischen Außenluft und klimatisierten Räumen und Fahrzeugen, das uns durchaus bekannt war, hatten wir immer noch keine Lösung gefunden – abgesehen von „Jacke zu und durch“!
Irgendwo zwischen erfrischt und erkältet kamen wir dann nach 40 Minuten Fahrt im Hotel Ramada Plaza an. Unser Gepäck wurde, ohne eine einzige Berührung von uns, während unseres Check-ins vom Kofferraum bis ins Hotelzimmer gebracht. Allerdings machte es den Anschein, als wären wir die ersten Gäste überhaupt, die auf die Idee kamen, dieses Hotel mit Rucksack statt Koffer zu bereisen. Mit diesem Gedanken und jeder Menge Schlafmangel fielen wir, endlich angekommen, müde ins weiche Bett.


Augen auf – Vorhang auf – Regen. Aus unserem modernen Hotelzimmer im zehnten Stock hatten wir einen tollen Blick auf den Fluss und, am ersten Morgen in Bangkok, jede Menge Regen, soweit das Auge reichte. Also hieß es erstmal gemütlich frühstücken. Das Buffet reichte von Sushi über Bratkartoffeln bis Müsli und deckte dabei alle uns bekannten Speisen der Welt ab. Nach einem ausgiebigen Frühstück versuchten wir, den Regen abzuwarten, gaben nach zwei Stunden auf und machten uns auf den Weg in die verregnete Großstadt.


Unser Hotel hatte einen privaten Bootservice vom hauseigenen Steg bis ins Stadtzentrum, den wir dankend in Anspruch nahmen. So fuhren wir den Chao Phraya River entlang, während es langsam aufhörte zu regnen. Im Herzen Bangkoks angelangt, kauften wir SIM-Karten in der landesweit sehr verbreiteten Supermarkt-Kette „Seven-Eleven“, die auch im späteren Verlauf der Reise eine tägliche Anlaufstelle werden sollte. Während wir am Straßenrand über unser nächstes Ziel nachdachten, lief uns auch schon der erste freundliche Thailänder über den Weg. Er fragte, wo wir hinwollten, und erklärte, es wäre grundsätzlich günstiger, ein Tuk Tuk zu nehmen, als die Metro. Wir unterhielten uns zehn Minuten über Gott und die Welt, und er gab uns ein paar Empfehlungen für unseren ersten Tag in Bangkok. Er erzählte uns, dass die sehenswerten Tempel wegen eines buddhistischen Feiertages an diesem Tag für Touristen geschlossen wären, und sprach von alternativen Shoppingmöglichkeiten. Am Ende klärte er mit einem Tuk Tuk-Fahrer an der nächsten Straßenecke eine Route durch Bangkok, über Thai Interfashion in Richtung China Town, für umgerechnet 2 Euro ab.


Zu schön, um wahr zu sein? Am Fashionladen angekommen, wurde uns beiden schlagartig bewusst, was hier gerade passiert war. Wir waren in die typische Touristenfalle getappt. Es war im Nachhinein kein nettes Plaudern mit „Empfehlungen“, sondern ein Verkaufsgespräch, und der „nette Helfer“ erhielt in dem Moment eine Provision, als wir den Laden für maßgeschneiderte Kleider und Anzüge betraten. Wir lehnten alle teuren Kleider ab und kauften nur ein Seidentuch, das Leslie ohnehin zum Bedecken für die Tempelbesuche gesucht hatte. Bevor es weiter in Richtung China Town gehen sollte, hielt der Tuk Tuk-Fahrer an der nächsten Kreuzung erneut an und zeigte uns eine Stempelkarte mit den Empfehlungen der Schneidereien. Er sagte ganz offen und ehrlich, dass er uns gerne zu einem weiteren Modegeschäft bringen würde, um Provisionen zu erhalten, und wir dort einfach fünf Minuten schauen und nichts kaufen könnten. Wir waren noch nicht überzeugt, also bot er uns im Gegenzug an, die ganze Tuk Tuk Fahrt nach China Town gratis zu absolvieren. Deal! Gesagt, getan. Fünf Minuten „Stöbern“ und „Nein sagen“ im Laden und dann eine kostenlose Fahrt zum Ziel.
China Town in Bangkok ist ein Ort, an dem man so ziemlich alles kaufen kann. Für wie viel, wird dann natürlich erst verhandelt. Beeindruckt vom Treiben des Marktes in kleinen Gassen voller Menschen, Motorrädern und Abgasen schlenderten wir vorbei an gegrillten Skorpionen, täuschend echten Luxusgütern und Plastikprodukten in jeder Farbe und Größe. Es war nicht einfach, hier ein Restaurant zu finden, das auch nur so aussah, als gäbe es vegetarische Optionen. Aber nach einer Weile wurden wir fündig und nahmen unser erstes asiatisches Gericht zu uns.



Für die dreißigminütige Taxifahrt durch das abendliche Verkehrschaos zurück zum Steg, wo uns die Hotel-Fähre einsammelte, zahlten wir umgerechnet ganze 4 Euro – also ungefähr so viel, wie auch beide Abendessen zusammen gekostet hatten. Im Hotel sprangen wir abends noch kurz in den Pool, um uns vom schwülen Wetter zu erfrischen. Dann gingen wir mit den ersten Eindrücken aus dem bunten Gewusel Bangkoks schlafen und freuten uns schon auf die nächsten Tage in der Hauptstadt Thailands.
