Eins ist keins

Um 9 Uhr morgens starteten wir unsere Erkundungstour durch Chiang Mais Umgebung. Da unserer Hotelhost Thoni uns bereits am Vortag die Motorradroute zusammengestellt hatte, konnten wir einfach seinem Plan folgen und fuhren von Ziel zu Ziel. Der erste Stopp unserer Motorradtour war natürlich der 7-Eleven um die Ecke, bei dem wir uns mit Toasties, Keksen und Proteindrinks für den Tag ausstatteten. Nach der ersten Tempelbesichtigung des Tages, dem Wat Suandok, ging es bergaufwärts in den Dschungel Chiang Mais. Eine kleine Pause vor den nächsten Tempeln legten wir im Unigarten ein, dem Ankean of CMU, bei dem uns mitten im Wald ein idyllischer See erwartete, den zahlreiche Studierende für einen Spaziergang in der Mittagspause nutzen. Als wir ebenfalls um den See spazierten, machten wir eine sonderbare Begegnung: zwei junge Frauen aus China und Taiwan, die uns fragten, ob wir ein Foto machen würden. Wir stimmten natürlich zu, und schon verzierten sie Leslie mit einer goldene Haarspange und gaben ihr ein Filsanhänger, auf in Englisch und Mandarin eine Friedensbotschaft stand. Jetzt verstanden wir: Leslie sollte mit ihnen auf das Foto, und Lars sollte das Ganze fotografieren. Nach ein paar Schnappschüssen wollten die beiden noch ein Video machen, bei dem wir die Filsanhänger hin- und herwedelten und in die Kamera tanzten. Nach dieser kurzen Tanzeinlage bedankten sie sich überschwänglich bei uns und wünschten uns einen schönen Tag – und wir hatten mal wieder ein Erlebnis der besonderen Art gesammelt.

Nun machten wir uns auf den Weg zum zweiten Tempel, Wat Phalat, der mitten im Wald lag und über den bekannten Monk‘s Trail zu erreichen war. Ein paar bergige Kurven später betraten wir den wunderschönen, alten Tempel, der von einer Idylle aus Pflanzen und einem Wasserfall umrahmt war. Wir schossen ein paar Fotos, genossen die wunderschöne Natur, und machten uns dann auf den Weg zum bekanntesten Tempel Chiang Mais: Wat Doi Suthep auf der Spitze des Berges. Nachdem wir unser Motorrad geparkt hatten, erkannten wir schon aus der Ferne am Eingang des Tempels die zwei Belgier, die wir auf der Bangkok Tour kennengelernt hatten – was für ein Zufall! Gemeinsam stiegen wir die gefühlt tausend Stufen zum Tempel hinauf, tauschten uns über unsere Reiseerfahrungen aus und kamen außer Puste oben am Tempel an. Wat Doi Suthep schlug zwar nicht die wunderschöne Dschungelidylle Wat Phalats, belohnte aber den anstrengenden Aufstieg mit einer schönen Aussicht über Chiang Mai. Nach der Tempelbesichtigung und neuer Energie aus dem 7-Eleven-Proteinshake waren wir bereit für unsere einstündige Motorradtour zum nächsten Ziel, den Sticky Waterfalls.

Dort angekommen, zogen wir unsere Badekleidung an und freuten uns auf eine erfrischende Abkühlung von der Mittagshitze im Wasserfall. Die Sticky Waterfalls waren ein besonderes Naturereignis, da sie aufgrund einer Mineralablagerung an den Felsen besonders griffig und nicht wie herkömmliche Wasserfälle rutschig sind, sodass man sie hochklettern konnte – und das sogar kostenlos! Wir stiegen die große Holztreppe hinunter zum Startpunkt der außergewöhnlichen Wanderung und erfrischten uns unter dem ersten kleinen Wasserfall, den wir finden konnten. Dann ging das Abenteuer los!  Wir staunten nicht schlecht, als wir die ersten – noch etwas unsicheren – Schritte auf dem Wasserfall zurücklegten, und schnell merkten, dass die Felsen etwas rau waren und man ohne Probleme darauf laufen konnte – wow! Wir kletterten die vier verschiedenen Ebenen des Wasserfalls hinauf, machten viele Fotos und hielten uns an den herausfordernden Stellen an den Kletterseilen fest, die an Bäumen befestigt waren. Oben am Wasserfall angekommen, ließen wir uns in der Sonne trocknen, duschten, zogen uns um und setzten uns beeindruckt von diesem Erlebnis wieder aufs Motorrad.  

Unser nächstes Ziel war das Café „Dan Tewanda Land of Angels“, bei dem wir schon allein bei dem langen Namen hohe Erwartungen hatten. Thoni hatte uns das Café als wunderschön angelegten Garten mit Wasserfall beschrieben, der sich nach seiner Eröffnung schnell zur Touristenattraktion entwickelte. Viele Touristen gingen demnach ins Café, um das perfekte Instagram Bild zu schießen, ohne überhaupt einen Kaffee zu trinken, weshalb nun Eintritt verlangt wurde. Als wir dort ankamen, mussten wir zunächst wieder einen Parkplatz zwischen den zahlreichen Motorrädern suchen. Da es ziemlich eng war, stiegen wir vom Motorrad ab und Lars versuchte, es im Stehen in die Parklücke zu rangieren. Dabei unterschätze er jedoch das Gewicht des Motorrads, es kippte zur Seite und fiel Leslie auf den Fuß — auuutsch! Ein paar Minuten und Schreie später stellten wir fest, dass sowohl Leslies Fuß als auch das Motorrad mit einem kleinen Kratzer davongekommen waren. Nun hatten wir die Erholung in dem wunderschönen Café verdient, für das Thoni auf keinen Fall zu viel versprochen hatte. Wir genossen einen erfrischenden Smoothie zwischen wunderschönen Wasserfällen, Lilianen, Orchideen und grünen Pflanzenranken.

Auf dem Heimweg machten wir einen letzten Stopp beim Wat Phra Darapirom, dem sogenannten Queen‘s Temple, der im goldenen Licht des Sonnenuntergangs sehr mystisch wirkte. Eine halbe Stunde später waren wir nach all der Natur wieder im Feierabend-Stadtrubel Chiang Mais angekommen und schlängelten uns mit 1000 anderen Motorrädern durch die Straßen. Nachdem wir das Motorrad schließlich zum Glück ohne weitere Probleme abgeben konnten, machten wir uns auf den Weg zum Chiang Mai Nachtmarkt, der jeden Samstag und Sonntag stattfand. Und wie es der Zufall so will, trafen auf dem Weg dorthin natürlich wieder die zwei Belgier. Das war ein Zeichen! Nach dem dritten zufälligen Treffen tauschten wir Telefonnummern aus und verabredeten uns für später auf einen Drink.

Der Nightmarket war für uns nach dem Tag in der Natur die reinste Reizüberflutung: viele Menschen, die motivierten Marktschreier und eine Mischung aus Gerüchten nach gebratenen Nudeln, Gewürzen und Massageöl. Wir schlenderten entlang der Essensstände, bis wir einen entdeckten, der das typische Essen von Thailands Norden, das sogenannte Kao Soi, verkaufte. Natürlich wollten wir die Spezialität probieren und ließen uns die sehr scharfe, aber sehr leckere Nudelsuppe schmecken. Danach bewunderten wir die bunten Stände des Nachtmarkts, der so groß war, dass wir nicht einmal die Hälfte der Stände gesehen hatten, bevor die Verkäufer um 22.30 Uhr anfingen, ihre bunten Pavillons abzubauen. Somit machten wir uns auf den Weg zur Bar, in der wir uns mit den Belgiern verabredet hatten. Nach einem Drink und einem witzigen Gespräch über Gott und die Welt zogen wir mit den zwei ins Nachtleben Chiang Mais und ließen den Abend mit dem belgischen Motto „Eins ist keins“ feuchtfröhlich ausklingen…


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