Am sechsten Tag im Paradies stand endlich die Erkundungstour der Insel auf dem Plan. Natürlich, wie auch sonst, mit dem Motorrad. Nach einem Frühstück zu zweit trafen wir Alicia und Antonia beim Motorradverleih. Es hatte an diesem Morgen bereits geregnet, aber der Schauer war vorüber und wir waren guter Dinge, dass die Sonne wieder herauskommen würde. Und so war es. Am ersten Aussichtspunkt, dem „John-Suwan Viewpoint“, sahen wir die Insel mit den weißen Stränden und grünen Palmen unter strahlend blauem Himmel von oben. Wir nutzten diese Aussicht natürlich für ein ausgiebiges Fotoshooting.




Am Fuße des Berges lag unser nächster Stopp: Der Freedom Beach. Handtücher ausgepackt und ab in die Strandliegen. Nach 30 Minuten entspanntem Sonnenbaden zwischen Palmen waren wir gerade auf dem Weg ins tropisch warme Wasser, als es plötzlich aus dem Nichts anfing, in Strömen zu regnen. Also schnell wieder raus aus dem Wasser und einen Unterschlupf suchen! Zum Glück gab es ein Strandrestaurant; hier verweilten wir während des einstündigen Regenschauers und nutzten die Zeit für ein typisches Pad Thai Mittagessen.




Nachdem wir den Regen erfolgreich abgewartet hatten, fuhren wir auf den Motorrädern über die kleinen Straßen Ko Taos in Richtung der nächsten Bucht. Auf dem Weg wollten wir tanken und fanden mitten im Dschungel eine kleine Zapfsäule. Einfach ein paar Münzen eingeworfen, getankt und schon konnte es weitergehen. Wir wollten gerade um die Ecke biegen, als wir plötzlich Zeugen eines Unfalls wurden. Ein anderer Tourist drückte aus Versehen auf seinen letzten zwei Metern bis zur Säule das Gas voll durch und schoss neben der Tankstelle vorbei über eine Kante ins Gebüsch. Wir hörten lautes Knacken der Sträucher und eilten zur Kante des Abhangs, um nach ihm zu sehen – und sahen, wie er zehn Meter weiter unten schon wieder auf den Beinen neben seinem Motorrad stand, wild mit den Armen wedelte und uns zurief: „Mir geht es gut! Alles gut!“ Nachdem wir uns von diesem Schock erholt hatten, fuhren wir durch den Dschungel zur Aow Leuk Bucht. Hier konnte man vom knietiefen Wasser aus kleine Riffhaie beobachten, die schnell kreuz und quer durch die Gegend schwammen. Inzwischen hatte sich auch das Wetter wieder auf Sonne erholt und wir nutzten die Zeit neben Haibeobachtungen auch zum Fotos machen und entspannen.





Fotos machen wollten wir auch bei unserem nächsten Ziel, einem weiteren Viewpoint mit Blick über die Insel. Allerdings konnten wir aufgrund von fehlender Verbindungsstraßen und einer verwirrenden Navigation unseres Freundes Google-Maps das Ziel nicht erreichen und entschieden uns, direkt weiter zum nächsten Aussichtspunkt zu fahren. Hierbei passierten wir einem Weg, der eher eine Motocross-Strecke ähnelte als eine Straße. Nachdem wir uns ein paar Minuten lang durch die Erdlöcher des Weges geschlängelt hatten und die Bedingungen immer schlechter wurden, kam uns der Aussichtspunkt auf halber Strecke bis zur Mango Bay sehr gelegen. Wir entschieden, lieber dort die Aussicht zu genießen, anstatt lebensmüde zu werden und den Rest der Strecke zu bezwingen, und genossen den Sonnenunergang mit ein paar kalten Getränken. Anschließend machten wir uns noch vor der Dämmerung auf den Weg zurück zum Motorradverleih.




Abends gab es einen schnellen Kebap, bevor es hieß: Party, Party, Party! Wir besuchten gemeinsam den Pub Crawl, von dem Nancy uns am ersten Tag in Ko Tao berichtet hatte. Teil des Barhoppings war eine Ladyboy Show sowie eine Feuershow am Strand. Um die hundert Menschen im schwarzen Pub-Crawl-Shirt schlenderten von Bar zu Bar und feierten bei Live-Musik am Strand. Wir wussten, dass wir nicht bis zum letzten Ende bleiben konnten, da wir bereits Pläne für die nächsten Tage gemacht hatten. So verabschiedeten wir uns in der letzten Bar von Alicia und Thoni und machten uns auf den Heimweg, um gerade genug Schlaf zu bekommen für den nächsten Tag. Denn wir konnten einfach nicht genug vom Tauchen bekommen! Deshalb buchten wir den Advanced Open Water Diver Kurs und verlängerten unsere Unterkunft um zwei weitere Nächte.




Am Morgen unseres siebten Tages auf Ko Tao ging es also wieder los. Meeting zur Theorie um 9 Uhr – wieder mit Kayli. Dieses Mal fuhren wir nur zu zweit mit Kayli raus aufs Meer, um ein paar neue Fähigkeiten zu erlernen. Als fortgeschrittener Taucher sollten wir das Schweben im Wasser und die Navigation in der Tiefe erlernen. Unser erster Tauchgang war ganz dem Schweben gewidmet, wir tauchten hierfür durch eine Art Trainings-Parkour unter Wasser, auch wenn sich die Übungen aufgrund der starken Strömung als besonders schwierig erwiesen. Der zweite Tauchgang war ein Navigation-Dive, bei dem wir beide die Leitung des Tauchgangs übernahmen und nach vorheriger Planung mit Karte und Kompass Kayli durch die Korallen führten.

Insgesamt war es ein nahezu perfekter Tauchtag, wäre da nicht dieser extrem starke Wellengang. Über die gesamte Zeit draußen auf dem Meer hatten wir mit dem Schwanken des Bootes zu kämpfen. Uns beiden wurde sehr schlecht, und das Schwindelgefühl hielt noch über den gesamten Abend auf dem Festland an. Schwankend liefen wir zum Restaurant, wo wir uns mit Alicia und Toni zum Abendessen trafen, und ließen den Abend anschließend mit dem besten Mojito der Insel ausklingen – der uns zum Glück nicht noch mehr zum Schwanken brachte.

Am nächsten Tag war wieder Tauchen angesagt – heute sogar drei Tauchgänge. Tagsüber wollten wir zwei Schiffswracks auf 30 Metern Tiefe erkunden und dann später bei Nacht mit Taschenlampe tauchen. Beim ersten Tauchgang nahm Kayli drei Eier und eine Packung Chips mit auf den Meeresgrund. Sie zeigte uns damit eindrucksvoll, wie bei vierfachem Druck im Vergleich zur Wasseroberfläche das Volumen der Chipstüte auf ein Viertel geschrumpft war. Das rohe Ei schlug Kayli unter Wasser auf und tatsächlich hielt der Druck Eiweiß und Dotter zusammen. Man konnte das „flüssige Ei“ sogar berühren, ohne dass es davonfloss. Nach diesen Experimenten tauchten wir weiter zum Schiffswrack. Kayli hatte uns vorher angekündigt, es wäre ungefähr eine Minute entfernt von unserem Startpunkt. Aber wir schwammen und schwammen auf 20 Metern unter der Oberfläche und es war kein Schiffswrack weit und breit in Sicht. Wo war das Wrack?! Das schien sich so langsam auch Kayli, die uns vorausschwamm, zu fragen. Nach 20 Minuten Schwimmen, bei denen wir weder Boden, Fische, noch Wrack sehen konnten, wurde die Luft unserer Flaschen langsam knapper und Kayli gab das Zeichen zum Auftauchen. Oben angekommen, stellten wir fest, dass wir uns einen ganzen Kilometer entfernt vom Schiff befanden, welches direkt beim Wrack geankert hatte. Kayli erklärte uns, dass die Strömung so stark gewesen wäre, dass wir uns, trotz Schwimmen in die richtige Richtung, immer weiter vom Wrack entfernt hätten. Ein paar anderen Tauchgruppen war es ähnlich ergangen; sie tauchten in unserer Nähe auf und so trieben wir alle gemeinsam an der Oberfläche und warteten, bis das Boot uns einsammelte. Kayli erzählte uns, dass sie in all ihren 600 vorherigen Tauchgängen noch nie vom Boot eingesammelt werden musste. Es war für uns alle ein außergewöhnliches Erlebnis. Beim zweiten Wrack gingen wir daher auf Nummer sicher. Hier ließen wir uns an einem Seil direkt zum Wrack hinunter und konnten es so nicht mehr verfehlen. Das Wrack war ein ehemaliges Kriegsschiff aus dem zweiten Weltkrieg, das 2011 bei Ko Tao versenkt wurde. Es war beeindruckend, zu sehen, wie die Meereswelt das Schiff nach 13 Jahren unter Wasser aufgenommen hatte. Das Wrack war übersäht von bunten Korallen und überall hausten kleine und große Fische.


Nach einer kleinen Pause an Land ging es dann zum Sonnenuntergang wieder raus aufs Meer zu unserem letzten Tauchgang. Wir sahen den Sonnenuntergang vom Boot aus, konnten ihn allerdings aufgrund des unruhigen Meeres und des dadurch schwankenden Bootes nur bedingt genießen. Nach Einbruch der Dunkelheit sprangen wir mit unseren Taschenlampen ins Wasser und erlebten den für uns besten Tauchgang der Reise. Wir sahen riesige Groupers, und die Farben der Korallen schienen im Licht der Taschenlampe ganz anders. Es war insgesamt eine surreale und verrückte Erfahrung, im Dunkeln zu tauchen und wir waren froh, den Advanced Diver Kurs auch noch erlebt zu haben.


Nach diesem Highlight trafen wir uns mit Alicia und Antonia, die wie wir ihren letzten Abend auf Ko Tao verbrachten, und dazu kamen auch noch Hannah und Toni, ein Paar, dass wir auch in Cadiz kennengelernt hatten. Zu sechst aßen wir im In-Touch-Restaurant und vergaßen die Zeit vor lauter spannender Reisegeschichten. So ging unsere wunderschöne Zeit auf Ko Tao zu Ende.


