Für unseren zweiten Tag in Bangkok hatten wir uns die große Tempel Tour vorgenommen. Also hieß es früh aufstehen, frühstücken und ab aufs Boot. Leslie hatte sich im Vorfeld im Reiseführer über die verschiedenen Tempel und Sehenswürdigkeiten Bangkoks informiert und die Route schon genau geplant. Es konnte eigentlich nichts mehr dazwischenkommen… oder? Am Grand Palace angelangt, wurden wir von einem Einheimischen angesprochen, der sich als Lehrer an einer Schule um die Ecke vorstellte. Er fragte, was wir an diesem Tag in Bangkok alles sehen wollten und erklärte uns, wie und in welcher Reihenfolge wir die verschiedenen Tempel mit einer Tuk Tuk Fahrt verbinden könnten. Er sagte, der Fahrer würde an jedem Tempel warten, solange wir diesen besichtigen – und das insgesamt für 100 Baht (2,50€)! Natürlich befand sich auf der vorgeschlagenen Route, wie schon am Vortag, eine Schneiderei mit tollen Sonderangeboten. Wir mussten nicht lange überlegen um zu sagen: „Ja, so machen wir es!“. Denn wir wussten: Nur durch die Provision von der Schneiderei wurde die lange Tuk Tuk Fahrt so günstig und wir konnten dies einfach ausnutzen, auch wenn wir in der Schneiderei nichts kauften. Der Grand Palace hatte nach seiner Aussage sowieso noch nicht geöffnet, also schoben wir dieses Highlight nach hinten.

So besichtigten wir drei der größten Tempel Bangkoks mit unserem privaten Fahrer und das für wenig Geld und ein bisschen Geduld im Modegeschäft. Der Deal schien zu perfekt, doch nach der Besichtigung des letzten Tempels stellen wir fest, dass der Grand Palace, das Wahrzeichen Bangkoks, bereits geschlossen war. Wir überprüften die Öffnungszeiten des Palasts online und stellten fest, dass dieser morgens, entgegen der Aussage des „Lehrers“, geöffnet gewesen wäre. Das Einzige, was uns nach dieser Erkenntnis, wieder belogen worden zu sein, noch aufmunterte, war zu wissen, dass wir in vier Wochen am Ende der Reise erneut die Chance haben würden, den Grand Palace zu besichtigen. So besichtigten wir den großen Tempel Wat Pho neben dem Grand Palace, der bekannt ist für den „Lying Buddha“, eine riesige, liegende Buddha Figur.



Das nächste Ziel auf Leslies Liste war die Khao San Road, eine beliebte Einkaufsstraße mit vielen Hostels für Backpackern, Restaurants und Bars. Wir schlenderten durch die Läden und endeten in einem modernen Kaffee am anderen Ende der Straße. Nach dem Kaffee war es dann soweit: Der richtige Zeitpunkt für die erste traditionelle Thai Massage war gekommen. In Thailand und vor allem auch Bangkok wimmelt es nur so von kleinen bunten Massage Salons an jeder Ecke. Die Preise für eine Stunde Thaimassage schwanken zwischen 200 und 400 Baht, also ungefähr 6-12 Euro. Während Leslie die vermeintlich „entspanntere“ Öl-Variante entschied, stellte sich Lars der Herausforderung der traditionellen Massage. Unser Fazit: Das war nicht die letzte Massage in Thailand! Leslie war extrem entspannt und Lars fühlte sich wie neu geboren. Danach gab es zum Abendessen die landestypische Kombo von Fruchtsmoothie und herzhaften asiatischen Nudeln, bevor wir uns mit dem Taxi auf den Rückweg zum Hotel machten.



Zurück im Hotel erwartete uns noch eine kleine Überraschung. Unter der Zimmertür fanden wir eine Nachricht vom Hotelpersonal: „Im Zimmer unter Ihnen ist ein Wasserschaden aufgetreten, es kommt wohl durch die Decke aus eurem Bad, Sie müssten deswegen leider Ihr Zimmer wechseln“ – oder so ähnlich! 🙂 An der Rezeption bekamen wir ein Zimmer-Upgrade und die Schlüssel für unsere Suite mit Kingsize Bett und jeder Menge Extras, inklusive einer freistehenden Badewanne mitten im Raum. Wir fühlten uns ein bisschen wie im Traum, aber gleichzeitig fehl am Platz, als wir unsere aufs Gröbste reduzierten Backpacks in den großen Raum stellten. Leider konnten wir das neue Zimmer nicht mehr wirklich nutzen, weil wir am nächsten Morgen schon um 7 zu einer Floating Markets Tour, die wir kurz zuvor gebucht hatten, aufbrechen mussten. Aber wenigstens waren wir durch den spontanen Umzug gezwungen, schon abends zusammenzupacken und konnten durch das Upgrade den frühen Wecker für einen Moment ausblenden.

Am nächsten Tag frühstückten wir innerhalb von 20min und sprinteten dann zum Shuttle Boat, nachdem wir es mit dem frühen Wecker nicht so genau genommen hatten. Am Ende schafften wir es jedoch pünktlich zum Treffpunkt. Als wir in den Minivan stiegen und die restlichen acht Teilnehmer kennenlernten, stellten wir fest dass fünf von ihnen Spanisch sprachen und wir waren sofort in unserem Element – Leslie: Sprechen & Lars: Zuhören und alle Wörter einbringen, die er kennt.
Nach kurzweiligen zwei Stunden Fahrt erreichten wir die Railway Markets – ein Markt, der direkt an Eisenbahnschienen stattfindet. Mit dem Zug fuhren wir die letzte Station bis zum, oder eher auf, den Markt. Die Schienen stellten hier den Weg und die Mitte zwischen den Ständen dar. Wenn ein Zug einfuhr, wurden alle Markisen zurückgeklappt, in die Läden gezogen und die Verkäufer und Marktbesucher, ganz dicht aneinander gedrängt, beobachteten das Spektakel des vorbeifahrenden Zuges und winkten uns freundlich zu. Dann dauerte es keine drei Minuten, bis der Marktzustand wiederhergestellt war. Wir konnten das faszinierende Konzept dieses besonderen Marktes einmal aus dem Zug und einmal vom Markt selbst beobachten und erleben. Zu kaufen gab es hier alles – von frischem Fisch und exotischen Früchten bis zu allerlei Kleidung und Souvenirs.




Anschließend ging es im Bus weiter in Richtung Floating Markets, zu den schwimmenden Märkten. Die schwimmenden Märkte schienen im Gegensatz zu den Railway Markets eher etwas für Touristen Geschaffenes zu sein. Hier wurde man auf kleinen Booten zwischen Souvenier- und Getränkeständen hin und her geschippert und konnte Kokusnusseis oder typische Speisen von anderen Booten kaufen. Außerdem konnte man gegen Geld Fotos mit verschiedensten Tieren wie Schlangen und Baby Lemuren machen, was für uns ziemlich erschreckend war. Auf dem Rückweg unterhielten wir uns im Bus ausgiebig mit den beiden Belgiern in der letzten Reihe, welche am Abend zufällig den gleichen Nachtbus nach Chiang Mai nehmen wollten wie wir.




Die Tour endete nach einer durch Stau verzögerten Rückfahrt nachmittags im Stadtzentrum Bangkoks. Wir fuhren mit dem Taxi zurück ins Hotel, sammelten unsere Rucksäcke dort ein und nahmen ein weiteres Taxi in Richtung Bahnhof. Am Bahnhof angekommen, fragte unser Taxifahrer, wohin unsere Bahn fahren würde ,mund als wir „Chiang Mai“ antworteten, fasste er sich an den Kopf. Er sagte uns, es sei der falsche Bahnhof und wir müssten zu den Fernzügen an einem anderen Ort, fünf Minuten entfernt von unserem jetzigen Standort. Ohne zusätzliche Kosten fuhr er uns also zum vermeintlich richtigen Bahnhof. Wir freuten uns über die freundliche Hilfe, verabschiedeten den Fahrer und stellten ein paar Minuten später fest, dass dieser Bahnhof nicht mehr in Betrieb war und der ursprünglich angefahrene die richtige Wahl gewesen wäre. Also entschieden wir uns für einen Fußmarsch zurück zum richtigen Bahnhof mit einem Zwischenstopp zum Abendessen bei Subway. Pünktlich um 20:22 Uhr fuhr dort der Nachtzug nach Chiang Mai ein und wir waren froh, dass wir es nach dieser Bahnhofsverwirrung noch rechtzeitig zum richtigen Zug geschafft hatten – noch 12 Stunden Fahrt bis zu unserem nächsten Ziel: Chiang Mai im Norden Thailands.