Regen über Pai

„Augen auf, Rucksack zu und ab nach Pai!“, hieß es am letzten Morgen in Chiang Mai. Schnell packten wir unsere Rucksäcke, um noch gemütlich im German Beer Garden, eine Empfehlung des Hotelbesitzers, zu frühstücken. Mit deutschem Müsli im Magen ging es dann im Bus nach Pai. Der Bus sammelte nach und nach immer mehr Menschen ein bis kein Platz mehr für weitere Passagiere und Gepäck vorhanden war und bahnte sich dann bis zur Decke gefüllt mit Koffern, Rucksäcken und Reisenden seinen Weg durch die Berge. Wir waren froh, nicht mit leerem Magen in diese verrückte Fahrt gestartet zu sein und überstanden die 700 Kurven besser als gedacht. Auch der starke Regen im letzten Streckenabschnitt konnte unsere Vorfreude auf das kleine Bergdorf nicht trüben. Und so kamen wir mit etwas mehr als einer Stunde Verspätung an der Busstation in Pai an.

Von hier waren es 15 Minuten Fußweg bis zu unserer Unterkunft, den wir nach 4 Stunden auf engstem Raum gerne in Kauf nahmen. Im Hostel machten wir ein paar erste Bekanntschaften und gingen dann noch einmal zum Abendessen in die belebte Walkingstreet, in der sich alle Bars und Restaurants des Städchens befanden. Nach dem Essen bummelten wir noch ein wenig durch die kleinen Gassen und planten, für die nächsten Tage ein Motorrad zu mieten, um die umliegende Berglandschaft zu erkunden.

Am nächsten Morgen erwachten wir voller Tatendrang, aber stellten schnell fest, dass es wieder in Strömen regnete. Wir warteten eine Weile und frühstückten im Hostel, aber es war kein Ende des Regens in Sicht. Also nutzten wir die Zeit für eine Runde Yoga im Hostel mit einer australischen Yogalehrerin. Außerdem war es für Lars eine gute Gelegenheit, mal wieder die Jonglierbälle auszupacken und ein wenig zu üben. Dadurch, dass wir nicht die einzigen waren, die der Regen abgeschreckt hatte, wurde das Jongliertraining schnell zum Jonglierworkshop für die anderen backpackenden Hostelgäste.

Hierbei lernten wir Thomir, Benni, Omari und Elisa kennen, die uns nach der Jongliersession fragten, ob wir nicht gemeinsam mit ihnen zu den Hot Springs fahren wollen. Da musste man uns nicht zweimal fragen. Wir verbrachten den restlichen verregneten Tag im warmen Wasser eines Spas, der heißes Quellwasser aus der Erde für die Pools verwendet. Außerdem gingen wir zu sechst Mittag- und Abendessen und spielten zum Abschluss des Tages noch ein paar Runden Monopoly-Deal im Hostel – das perfekte Regenprogramm.

Am zweiten Tag waren wir morgens wieder voller Unternehmungslust, doch das Wetter hatte sich nicht verbessert – also erstmal Yoga und dann weiterschauen. Und tatsächlich tat sich gegen Mittag eine kurze Regenpause auf. Wir sprinteten zum Motorrad-Verleih, mieteten ein Motorrad für 24 Stunden (für umgerechnet 4,50€) und machten uns auf den Weg, um die Umgebung Pais ohne Regen zu erkunden. Wir hatten uns gerade auf den Sattel geschwungen und fünf Minuten auf dem Weg zum Pai Canyon zurückgelegt, als es plötzlich wieder anfing, in Strömen zu regnen. Wir kamen klatschnass am Canyon an, kauften dort Regencapes und erkundeten den „Canyon“. Obwohl dieser Ausdruck für die kleine Schlucht etwas übertrieben erschien, waren wir froh, wenigstens ein bisschen Sightseeing gemacht zu haben. Anschließend machten wir uns auf den Rückweg zum Hostel, um uns trockene Klamotten anzuziehen und konnten uns danach nicht mehr für eine weitere Motorradtour im Regen motivieren. Also planten wir nochmals ein alternatives Schlechtwetter Programm und gingen Kaffee trinken, zur Thai Massage und ins Nagelstudio (und für Lars zu Thai Massage Nummer 2). Leider wurde Leslie an diesem Abend von starken Kopfschmerzen eingeholt. Standen uns die klassischen Krankheitstage bevor, die man bei jeder Asienreise einmal erlebte? Schnell entschieden wir, einen ruhigen Abend im Hostel zu verbringen und gingen früh ins Bett, um die Krankheitstage durch gute Erholung hoffentlich zu umgehen.

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker bereits um 7 Uhr. Leslie war zum Glück wieder fit und das Wetter schien auch deutlich besser. Wir hatten zwar nur noch 3 Stunden Zeit, bevor wir Pai mit dem Bus wieder verlassen wollten, ließen es uns aber nicht nehmen,  morgens mit dem Motorrad noch ein wenig die Gegend zu erkunden. Letztendlich standen der White Buddha und ein View Point, der sich aufgrund des Nebels als „No-View-Point“ offenbarte, auf dem Programm.

Nach schnellem Packen half uns Thomir, mit den Backpacks zur Busstation zu fahren. Die vierstündige Busfahrt mit 700 Kurven gestaltete sich für uns sehr kurzweilig, da der Anwalt Joe aus Irland in der letzten Reihe neben uns saß. Er hatte seinen Job aufgegeben, um auf Weltreise zu gehen und erzählte viele spannende Geschichten aus seinem Anwaltsjob. Zurück in Chiang erwartete uns die Nachtzug-Fahrt zu unserem nächsten Ziel, an dem wir in die Geschichte Thailands eintauchen wollten: Ayuttaya.


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