Voll auf die Zwölf

Nach einer erstaunlich ruhigen Speedboat Fahrt kamen wir am späten Nachmittag auf Ko Phangan an. Wir liefen mit unseren Backpacks zum Motorradverleih Boss Bike und liehen dort direkt ein Motorrad für die nächsten zwei Tage aus. Hannah und Toni hatten uns am Tag zuvor erklärt, wie sie ihre Backpacks mit dem Motorrad transportierten. Kurzerhand probierten wir das aus und fuhren schwer bepackt 20 Minuten lang bis zu unserer Unterkunft im Süden der Insel. Das funktionierte reibungslos, und wir fragten uns, warum wir zuvor immer ein Grab bezahlt hatten. Unsere Unterkunft, „The Ocean Phangan Homestay“, lag etwas abgelegen auf einem Berg, und als wir vom Motorrad abstiegen, merkten wir direkt, wie wir von hunderten Moskitos zerfressen wurden. So schnell wie möglich hechteten wir die Treppe hinunter zur Rezeption, wo die herzliche Dame des Hauses uns direkt das lebensrettende Mückenspray entgegenstreckte, bevor sie uns überhaupt begrüßte. Als wir in Sicherheit waren, zeigte sie uns unser Zimmer: ein kleines, einfaches Bungalow mit Meerblick und Hängematte, in das wir uns direkt verliebten. Nachdem wir von unserem Balkon aus den Sonnenuntergang beobachtet hatten, fuhren wir zur Strandpromenade hinunter, um etwas zu essen. 

Wir schlenderten durch die Gassen entlang des Hat Rin Beach, an dem zu Vollmond die Full-Moon-Party stattfindet.  Doch jetzt, in der Zeit zwischen Vollmond und Halbmond, waren alle Strandbars wie leer gefegt und die Kellner rangten nach unserer Aufmerksamkeit. Letztendlich entschieden wir uns nach zwei Wochen asiatisch für ein libanesisches Restaurant, um eine kulinarische Abwechslung zu bekommen. Während dem Essen fing es auf einmal an, in Strömen zu regnen, und es wurde immer stärker. Obwohl wir so langsam wie möglich unseren Kebab futterten, wurde das Wetter immer schlechter. Es half alles nichts: Wir mussten zur Massage! Aber als selbst nach unserer Thai Massage der heftige Regen noch nicht aufgehört hatte, beschlossen wir, uns im 7-Eleven mit weiteren Plastik-Regen-Ponchos auszustatten (aus Hoffnung auf gutes Wetter hatten wir die anderen natürlich im Bungalow gelassen) und den Heimweg anzutreten. Durch knöchelhohes Wasser wateten wir zu unserem Motorrad und kamen pitschnass zu Hause an. Als wir in den Schlaf fielen, wünschten wir uns nichts mehr, als gutes Wetter für den nächsten Tag.

Am Morgen darauf wurde Leslie doch tatsächlich von den Sonnenstrahlen geweckt, als die Sonne über dem Meer aufging – es war traumhaft! So konnten wir unseren einzigen vollen Tag auf Ko Phangan nutzen, um die Insel zu erkunden. Eine halbe Stunde lang fuhren wir über die Insel, um zu unserer Frühstückslocation im Nordwesten zu gelangen, die wir ebenfalls empfohlen bekommen hatten. Im Café „What‘s cup“ frühstücken wir leckere Smoothie Bowls und genossen die schöne Aussicht über die Haad Yao Bucht. Nachdem wir uns endlich von diesem Ausblick lösen konnten und Leslie ihre hunderttausend Fotos gemacht hatte, fuhren wir zum drei Minuten entfernten Secret Beach. Dort erwartete uns ein traumhaft weißer Sandstrand mit türkisfarbenem Wasser – wir erfrischten uns direkt im Meer und genossen dann die Sonne auf unserer Haut. Etwas später entpuppte sich der Strand als ein „Not so Secret Beach“, da immer mehr Touristen zum Baden ankamen.

Nach einem Kaffee in der Strandbar machten wir uns auf den Weg zum Koh Ma Beach, einem Strand, der zu einer Insel im Meer führt. Wir konnten kaum glauben, dass wir diesen Tag bis jetzt völlig ohne Regen überstanden hatten und sprinteten überglücklich ins Wasser. Auf dem Rückweg zum Motorrad zogen jedoch Schatten im Paradies auf – allerdings nicht durch das Wetter, sondern vielmehr durch einen kleinen Zwischenfall: Lars stolperte, kam ins Straucheln, versuchte, sich auf den Beinen zu halten und holte nach hinten aus – voll auf die Zwölf in Leslies Gesicht! Leslie sah erstmal nichts mehr und spürte ein Pochen in ihrer Nase. Lars rannte zur Strandbar, um Eis zu holen. Leslie wurde schlecht. Nach einer halben Stunde hatten wir uns beide vom Unfall erholt und konnten schon wieder darüber lachen. Doch die Nase sollte noch ein paar Tage wehtun – eine kleine Erinnerung an den schönen Tag in Ko Phangan…

Zum Abschluss unserer Motorradtour fuhren wir auf einen Berg zum Aussichtspunkt Koh Ma View Point, wo wir einen erfrischenden Smoothie tranken und von oben auf das wunderschöne Inselparadies schauten. Anschließend fuhren wir zurück in Richtung unseres Bungalows, und stoppten beim Apichada Viewpoint, wo wir bei einem leckeren Pad Thai zuschauten, wie die Sonne den Himmel in ein dunkelrotes Licht tauchte. Wir machten uns auf den Heimweg und ein (fast) perfekter Tag neigte sich dem Ende.

Am nächsten Morgen stellten wir den Wecker auf 6.00 Uhr, um den Sonnenuntergang nicht zu verpassen, den wir von unserem Balkon aus beobachten konnten. Schon früh morgens war es so heiß, dass wir uns in unsere Badebekleidung schmissen, die Felsen vor unserem Bungalow hinunterkletterten und Lars direkt ins Meer sprang. Nach ein paar Stunden Entspannung in der Hängematte mussten wir dann aber auch schon wieder unsere Backpacks packen. Die Hausherrin machte uns noch eine leckere Müsli-Bowl zum Frühstück, sodass wir gestärkt in unseren Reisetag starten konnten. Wir verabschiedeten uns von der herzlichen Frau, sie drückte uns noch zwei Flaschen Wasser in die Hand, wir beluden unser Motorrad und los ging die rasante Fahrt zum Hafen Ko Phangans. Von dort aus nahmen wir die Fähre zum Festland, wo wir dann ein absolutes Bucket-List-Ziel in Thailand ansteuerten: den Kao Sok Nationalpark. 


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