Whisky und Kebap

Nach einer sechsstündigen Reise fuhren wir endlich durch das Willkommenstor des bekannten Kao Sok Nationalparks. Lange hatten wir überlegt, ob wir dieses Reiseziel überhaupt besuchen sollten, denn durch die starken Regenfälle des Monsuns an der Westküste Thailands waren weite Teile des Westens überschwemmt. Somit hatten wir den Abstecher in den Westen spontan durch die sonnigen Tage in Ko Phangan ausgetauscht. Einzig und allein mit der Vorstellung, den lang ersehnten Kao Sok Nationalpark auszulassen, konnten wir uns nicht anfreunden. Somit beschlossen wir, uns trotz der gewittrigen Wettervorhersage ins Regengebiet zu begeben. Doch entgegen unserer Erwartung und der des Wetterberichts erreichten wir die kleine Stadt Kao Sok im strahlenden Sonnenschein. Gut gelaunt von diesem überraschenden Wetterwechsel checkten wir ins Hotel ein, aßen eine leckere Pizza und packten abends unsere kleinen Rucksäcke für die Dschungel-Tour durch den Nationalpark.

Am nächsten Morgen ging es mal wieder früh los, die Zeit reichte gerade noch so für ein kleines Frühstück. Im Bus legten wir die zwei Stunden bis zum Schiffsanleger zurück. Dort angekommen, konnte die zweitägige Tour durch den Kao Sok Nationalpark beginnen. Wir lernten unsere Reiseleiterin „Whisky“ und den Bootsfahrer „Kebap“ kennen und folgten ihnen auf ein kleines Boot. Unsere Gruppe bestand aus zehn Personen aus aller Welt. Gemeinsam staunten wir während einer zweistündigen Bootsfahrt über atemberaubende Natur bei schönstem Wetter. Die grünen Felsen, welche aus dem türkisblauen Wasser herausragten, erinnerten uns sehr an die Landschaft in der Halong Bucht, die wir ein Jahr zuvor in Vietnam besucht hatten. Ein Highlight der Bootsfahrt waren die Kalksteinfelsen Hin Sam Glur (auf deutsch: drei Steine), vor denen wir ein 15-minütiges Fotoshooting mit Starfotografin Whiskey einlegten.

Gegen Mittag erreichten wir das schwimmende Dorf, das auch für die Nacht unser Zuhause sein sollte. Hier gab es Mittagessen für unsere Gruppe und andere Reisegruppen. Anschließend hatten wir Zeit, um uns im Wasser abzukühlen und mit dem Kayak die nähere Umgebung zu erkunden.

Nachmittags stand eine Dschungeltour auf dem Plan. Mit dem Boot fuhren wir zum Einstieg der kleinen Wanderroute. 40 Minuten lang wanderten wir im Dschungel auf und ab, bis wir einen kleinen Steg erreichten. Auf dem Weg sahen wir verschiedene Affen und kleinere Tiere. Vom Steg aus ging es mit einem kleinen Floß zur Coral Cave, einer kleinen Höhle mitten im Dschungel. Die Höhlenerkundung mit Whiskey war sehr unerhaltsam, weil sie eine Performance aus der Vorstellung der verschiedenen Stalagmiten und Stalaktiten machte. Sie zeigte uns ihre Interpretationen der Steine und plötzlich sahen wir alle die Bilder von Voldemort, Elefanten und Nemo im Korallenriff.

Auf dem Rückweg mit den Floß sahen wir vom Wasser einen Bison. Und dann hörten wir ein lautes Knacken. Ein Baum in der zweiten oder drittem Reihe fiel zu Boden. Knack! Und ein weiterer Baum ging zu Boden. Es raschelte und plötzloch ein lautes Tröten. Hier war ein wilder Elefant in freier Wildbahn am Werk. Gespannt warteten wir, ob er ans Wasser kommen würde, um zu Trinken. Aber Fehlanzeige, der Elefant blieb im Verborgenen. Wir konnten legendlich seinen Schwanz wedeln sehen zwischen den dichten Blättern des Dschungels.

Auf dem gleichen Weg wie zuvor ging es nun in die andere Richtung zurück zum Boot und dann zum schwimmenden Dorf. Hier tranken wir einen Tee, spielten Karten und dann gab es auch schon Abendessen. Nach dem Essen begann es plötzlich so stark zu regnen, dass man sich aufgrund der Lautstärke des Unwetters kaum noch unterhalten konnte. Wir „versuchten“ uns noch eine Weile zu unterhalten und warteten auf eine kurze Regenpause, um es trocken zu unserem Schlafplatz zu schaffen.

Am nächsten Morgen ging es um 6.30 Uhr zur Morning Safari. Wir setzten uns noch etwas verschlafen in das Boot und versuchten eine Stunde lang Elefanten beim Trinken im See zu finden. Wieder hörten wir die riesigen Tiere durch den Wald stapfen und sahen wie kleinere Bäume in der zweiten Reihe zu Boden fielen. Aber Elefanten gesehen hatten wir wieder nicht. So war das mit dem Wildlife der Natur – einfach unberrechenbar. Nach einem frühen Frühstück nahmen wir uns erneut einen Kayak und fuhren noch eine Stunde umher, um die außergewöhnliche Landschaft zu genießen und den Elefanten zu lauschen. Als wir zurückkamen mussten wir in Rekordzeit packen und dann schnell zurück aufs Boot, wo der Rest der Gruppe schon auf uns wartete.

Nach einer Stunde Bootsfahrt stiegen wir im Hafen wieder in den Minivan, der uns zurück zum Hotel bringen sollte. Aber nach fünf Minuten Busfahrt hieß es dann erstmal: Alle aussteigen, Mittagessen! Ein kurzer Blick auf die Uhr: 10:30!Niemand hatte schon so wirklich Hunger, aber zum Glück waren die Portionen nicht groß und das Essen sehr lecker. Also nahmen wir das frühe Mittagessen an und machten uns anschließend zurück auf den Weg zum Hotel.

Bis zu unserer Weiterfahrt im Nachtbus nach Bangkok hatten wir noch drei Stunden Zeit, die wir zum Kaffee trinken nutzten. Während wir mit unseren heißen Getränken im klimatisierten Café saßen begann es draußen wieder in Strömen zu regnen. Wir hatten wohl echt Glück gehabt mit dem Wetter!

Die Busfahrt nach Bangkok gestaltete sich aufregender als wir gehofft hatten. Nach zwei Stunden Fahrt im Minivan wurden wir in Surat Thani ohne weitere Infos mitten in der Stadt neben einem kleinen Imbiss ausgesetzt. Immer wenn wir umherlaufende Einheimische nach einem Plan fragten wurden wir zurückgewiesen. Gab es überhaupt einen Plan, oder waren wir gestrandet? Während der Wartezeit lernten wir die anderen Reisenden aus unserem Minivan, die auf dem selben Weg nach Bangkok waren, kennen, wurden dann aber plötzlich von der Gruppe getrennt und zuzweit im Minivan zu einem anderen Ort in Surat Thani gefahren. Der Fahrer versuchte uns irgendwie zu vermitteln, dass das alles so seine Richtigkeit hatte, auch wenn die anderen Reisenden mit dem gleichen Reiseziel zurückgelassen worden waren – und uns blieb nichts anderes übrig als zu vertrauen und zu hoffen. Wir erreichten einen anderen Imbiss mit viel mehr Backpackern und bekamen dort ein Abendessen bevor dann tatsächlich ein richtiger Bus auftauchte. Im Bus gab es Sessel, deren Lehne man weit zurückstellen konnte, sodass wir auf den 10 Stunden Fahrt mehr Schlaf bekamen als vorher angenommen.


Beitrag veröffentlicht

in

von