Chào mừng đến với Hà Nội! Willkommen in Hanoi! Um 6.15 Uhr Ortszeit landeten wir auf vietnamesischem Boden. Wir rieben uns die Augen – waren wir tatsächlich schon angekommen? Der Jetlag kickte schon im Flugzeug, da es in Deutschland durch die fünf Stunden Zeitverschiebung mitten in der Nacht war. Na dann los ins Abenteuer! Der Grenzbeamte war definitiv noch genauso müde wie wir, denn er wünschte uns weder „Good morning“ noch wollte er unser Visum sehen. An der Kofferausgabe angekommen, staunten wir nicht schlecht über den ersten Eindruck von Vietnam: anscheinend reiste man hier mit eingeschweißten Paketen! Eins nach dem anderen kam anstatt von Koffern am Rollband vorbei gefahren. Lars fühlte sich direkt in seine Zeit bei der Deutschen Post versetzt – wenn unsere Reise so verrückt weitergehen würde, könnte es seeeehr spannend werden…

Nächster Punkt auf der Checkliste: Geld wechseln und SIM-Karte besorgen. Im Flughafen gab es tausende Läden, die das anboten, sodass wir den nächstbesten auswählten und… 15 Dollar für einen Monat lang 9 GB am Tag bezahlten! Heute war unser Glückstag – oder waren die GB in Deutschland einfach vieeeeel zu teuer?!
Google Maps half uns, den Bus Nr. 86 zu finden, der uns in die Nähe unseres Hotels bringen sollte. Der nette Busfahrer half uns, unsere dicken Rucksäcke in den Bus zu hieven und kassierte uns dann ab: 90 000 Dong bitte! Lars streckte dem Busfahrer den perfekt abgezählten Betrag hin, doch er wiederholte noch zwei Mal: 90 000 Dong bitte! Jetzt erkannten wir das Problem: Lars hatte 5 000 mit 50 000 Dong verwechselt – der typische Anfängerfehler in einem neuen Land! Der Busfahrer verstand die Verwirrung, lachte laut raus, steckte das Geld ein und hüpfte auf den Fahrersitz. Los ging die wilde Fahrt!
Nächste Challenge: vom Flughafen zu unserem Hotel kommen. Während Lars erstmal unseren Freund Google Maps um Hilfe bat, quatschte uns auch schon der erste Taxifahrer an: „Grab to Hanoi?“. Aus Reiseblogs hatten wir bereits erfahren, dass Grab eine App ist, mit der man Taxis ordern kann. Als wir uns gerade umdrehten und ihn fragen wollten, ob wir dafür die App herunterladen sollten, wendete sich der junge Mann ab und lief schnurstracks davon. Verwirrt schauten wir ihm hinterher. Laute Schritte neben uns: ein Polizist eilte ihm nach – wir sollten uns wohl besser eine andere Mitfahrgelegenheit suchen…
Aus dem Fenster erblickten wir die ersten Häuser und Straßen der Hauptstadt Vietnams. Es war genau so, wie wir es uns vorgestellt hatten: Menschen mit kreisrunden Hüten auf Fahrrädern und vor allem: extrem viel Verkehr und bestimmt fünf hupende Mopeds pro Sekunde! So viele Mopeds auf einmal hatten wir noch nie gesehen – und warte mal: da fuhr gerade eine vierköpfige Familie auf einem einzigen Moped an uns vorbei. Zwei Kinder vorne, dann der fahrende Vater und die Mutter noch hinten drauf – Familienausflug nach Hanoi?!

Der erste Kulturschock ging schnell in einen Hitzeschock über: als wir aus dem Bus ausstiegen, knallte uns die Hitze entgegen: 36 Grad im Schatten, und gefühlt noch viel mehr. 300 Meter Fußweg mussten wir mit unserem Gepäck zurücklegen. Augen zu und durch! Doch da ahnten wir noch nicht, dass dieser Weg eine halbe Stunde dauern würde, da wir uns – trotz Zebrastreifen – einen Weg durch das Moped-Wirrwarr bahnen mussten. Völlig verschwitzt kamen wir in der Straße unseres Hotels an. Ein interessantes Gemisch aus Abgasen, gebratenen Nudeln, Seife und anderen nicht identifizierbaren Gerüchen stieg uns in die Nase. In der Straße grenzte eine Motorradwerkstatt an die nächste, dazwischen ein Friseur und ein Supermarkt – alles Wichtige, was man in Hanoi zum Überleben benötigt. Nachdem wir bei einem Imbiss nach dem Weg fragten, zeigte uns ein grinsender Mann, der gerade Fleischspieße briet, den Weg zum Hinterhof, in dem unsere Unterkunft lag.


Glücklicherweise konnten wir schon um 9.30 Uhr einchecken, sodass wir uns nach zwei Stunden Nickerchen direkt ins treibende Stadtleben stürzen konnten. Um dem Jetlag den Kampf anzusagen, suchten wir zuerst nach einem Kaffee. Dabei fiel uns auf, dass die Cafés alle mini kleine Tische und Stühle hatten – Vietnam war wohl auf Leslies Größe angepasst! Lars bestellte sich den größten Kaffee der Karte und Leslie wollte direkt etwas Einheimisches probieren: Green Matcha Iced Cookies Latte. Vom Koffein gestärkt machten wir uns auf den Weg zur „Seele der Stadt“ – wie der Reiseführer zumindest behauptete – der „Hoan-Kiem-See“.



Angekommen am See, erblickten wir zunächst das Wahrzeichen der Stadt, den Schildkrötentempel. Die Schildkröte hat eine wichtige Bedeutung für die Geschichte der Stadt. Der Name des Sees bedeutet übersetzt: „Der See des zurückgegebenen Schwertes“ und bezieht sich auf eine alte Legende: Im 15. Jahrhundert schlug der vietnamesische Held Le Loi einige erfolgreiche Schlachten gegen die Chinesen. Das Schwert, mit dem er in den Kampf zog, soll ihm zuvor beim Fischen im Hian-Kiem-See ins Netz gegangen sein. Während der Vorbereitungen der Danksagungszeremonie erschien plötzlich unter Blitz und Donner eine riesige Schildkröte – eine Inkarnation der Götter – und nahm ihm das magische Schwert wieder ab. Tatsächlich lebte in dem See bis vor Kurzem eine riesige Schildkröte, die Anfang 2016 tot geborgen wurde…
Um den See herum wurden allerlei Leckereien und Souvenirs angeboten: vietnamesische Frauen mit runden Hüten boten auf ihren selbst konstruierten Fahrrad-Handläden zuckersüße Kugeln, frisch gepresste Säfte, Zuckerwatte, Fächer, selbst gegrillte Fleischspieße (ja sogar ein Grill passt auf ein Fahrrad…) und vieles mehr! Wir konnten nicht widerstehen und kauften einer freundlich lächelnden Frau eine Tüte frische Früchte ab: Mangoschnitze, Ananasstücke und zwei weitere Fruchtarten, die wir nicht kannten. Als die Frau fragte, ob wir Zucker dazu wollten, lehnten wir dankend ab. Mit unserer fruchtigen Ausbeute setzen wir uns gemütlich an den See und wollten bei schöner Aussicht unseren Vitaminbooster zu uns nehmen. Lars biss genüsslich in die Mango – seine Pupillen wurden immer größer: „Aaah die sind ja scharf!!!“ Schnell realisierten wir, dass die Früchte mit Salz und Chili gewürzt waren. Jetzt waren wir wohl wirklich in Vietnam angekommen…


Nach unserer scharfen Überraschung tranken wir erstmal unsere Wasserflasche leer und setzten dann unseren Spaziergang um den Hoan-Kiem-See fort. Hier gab es auf jeden Fall noch einige Köstlichkeiten zum Versuchen für die nächsten Tage! Auf der anderen Seite des Sees gingen wir in ein kleines Reisebüro, um uns über den Ort Sa Pa zu informieren. Wir planten, nach drei Tagen tosendem Stadttrubel in den Bergen wandern zu gehen. Die zuckersüße Mai beriet uns begeistert und empfahl uns noch ein paar Restaurants in der Stadt – wobei sie anmerkte, dass es als Vegetarierin schwieriger wäre. Mal sehen! Nachdem wir unsere Weiterreise geplant hatten, machten wir uns auf den Weg Richtung Kathedrale. Wir passierten zahlreiche bunte Shops und Cafés mit kleinen Stühlen, in denen die Menschen mit Nudelsuppe ihren Nachmittag genossen. Außerdem war jeder zweite Laden ein Massagesalon, in dem die Massage für 30 Minuten umgerechnet nur 6.50 Euro kostete. Wir beschlossen, uns die nächsten Tage mal verwöhnen zu lassen.


Unser nächster Stopp der Hanoi-Erkundungstour war die weltberühmte „Train Street“ – eine Straße, in der ein blauer Zug durchfuhr, der nur knapp zwischen die Häuser passte. Auf Social Media hatten wir zahlreiche Videos gesehen, wie die Menschen in einem Café saßen und ein halber Meter hinter ihnen ein Zug vorbei rauschte. Am ersten Ort, von dem aus man den außergewöhnlichen Zug beobachten konnte, stand ein Schild: „Dangerous area. No passing“. Daneben stand ein Polizist, der uns grimmig ohne Worte klar machte, dass wir uns besser nicht nähern sollten. Ein paar Straßen mit leuchtenden Shops weiter konnte man den Zug ebenfalls sehen. Dort angekommen, stand auch schon eine Traube von Menschen. Wir hatten Glück, denn der Zug fuhr nicht oft vorbei, doch das Spektakel sollte sich in 20 Minuten abspielen. Auch hier pfiffen Polizisten wild um sich und versuchten, die Touristen von den Gleisen abzuhalten. Währenddessen liefen lokale Bewohner der Straße mit ihren Einkäufen auf und neben den Schienen entlang zu ihren Häusern – ein sehr paradoxes Bild. Nun wurden noch kurz Bretter auf den Schienen lackiert: alles war bereit für die Ankunft des Zuges. Nach weiteren zehn Minuten hörte man das Pfeifen von weitem. Gerade noch so konnten die Polizisten die kreuzenden Mopeds vom Bahnübergang vertreiben und die Schienen sperren. Mit einem Windstoß und lautem Hupen trat der majestätische Zug zwischen den Häusern hervor – und war genauso schnell wieder weg! Und das bedeutete: großer Stau und aggressiv hupende Mopeds und Autos auf den Bahnschienen! Vorsichtig schlängelten wir uns einen Weg durch die Masse – inzwischen waren wir etwas geübter…

Jetzt war es Zeit für ein traditionelles Abendessen! Wir setzten uns in der Nähe der Train Street in einen kleinen Imbiss, bei dem groß „also vegetarian“ stand. Der grinsende Kellner servierte uns leckere Frühlings- und Sommerrollen, die wir genüsslich probierten – wobei das Essen mit Stäbchen noch eine Herausforderung war und wir ungefähr hundert Jahre brauchten, um ein Stück Frühlingsrolle ohne Verluste in unseren Mund zu befördern. Überraschenderweise waren die Rollen und deren Soße überhaupt nicht scharf, jedoch stand an der Seite Chilli-Soße und eine verdächtig aussehende Tupper-Box mit Chili-Scheiben darin. Lars war das Essen wohl zu wenig Herausforderung, und er schnappte sich direkt die Box. Chili zwischen die Stäbchen, Frühlingsrolle dazu und ab in den Mund! „Das ist ja gar nicht so scharf“. Als Lars gerade den Satz zu Ende brachte, lief er knallrot an und fing an zu würgen. Er trank seine Cola auf einen Zug leer und stopfte sich drei Frühlingsrollen auf einmal in den Mund – vergeblich! Er schnappte nach Luft, die Schweißperlen liefen, und Leslie konnte sich das Lachen einfach nicht mehr verkneifen! Während des gesamten Abendessens war Lars von einem bitterbösen Schluckauf geplagt, sodass wir irgendwann bezahlten und uns auf den Heimweg machten. Lars musste wohl erstmal seinen Chili-Rausch ausschlafen…

